Frankenjura – LAB Trainingslager

Vier Tage in der Wiege des Rotpunkt-Kletterns

Manche Orte tragen eine Geschichte in sich, die man nicht nur lesen oder hören kann – man spürt sie. So ein Ort ist das Frankenjura. Eine Region, die jedem halbwegs kletteraffinen Menschen sofort ein Begriff ist. Nicht nur wegen der legendären Linien, sondern weil hier etwas entstanden ist, das den Klettersport weltweit geprägt hat: der Rotpunkt-Gedanke. Also: Linie sehen, einhängen, scheitern, weitermachen – und irgendwann durchsteigen. Ohne Tricks, ohne technische Hilfsmittel, dafür mit umso mehr Charakter.

Unsere kleine Reise – bestehend aus AthletInnen, Eltern und mir als Trainer – machte sich also für vier Tage auf in diese historische Kletterlandschaft. Unser Lager schlugen wir am Campingplatz Bärenschlucht auf. Ein Platz mit rustikalem Charme, eingerahmt von bewaldeten Hügeln. Und das Beste: Die ersten Felsen liegen quasi direkt hinterm Zelt oder Bus. Da brauchst nicht einmal das Auto bemühen – ein echtes Luxusproblem für Kletterer.

Luis beim Durchstieg von „Herkules“ (9+) | ein steiler Megaklassiker in der Bärenschlucht

Gleich am ersten Tag ging’s zur Erinnerungswand und in den Sektor Bärenschlucht. Erste Kontakte mit dem löchrigen – ja, durchaus etwas gewöhnungsbedürftigen Kalk –sorgten für den ein oder anderen Aha-Moment. Linien wie „Herkules“ oder „Roter Baron“ haben nicht nur einen epischen Namen, sondern auch ein paar Stellen, bei denen man ordentlich durchziehen muss. Jeder gab Gas und die Kids und Jugendlichen pushten sich gegenseitig – genau so soll’s sein.

Tag zwei startete mit einem regnerischen Morgen. Nicht dramatisch, aber gerade genug, um gewisse Ausstiege glitschig und noch einen Tick spannender zu machen. Aber das Schöne an einer gut funktionierenden Gruppe? Es wird trotzdem geklettert.
An der Püttlacher Wand sammelten wir nicht nur Klettermeter, sondern auch Erfahrung – zum Beispiel, dass man manchmal einfach auch bei Nieselregen eine solide Route durchziehen kann, wenn die Stimmung passt. Geklettert wurde bis in die Abendstunden und so mussten beim Rückweg die Stirnlampen herhalten.

Willi in „A. Göttner Ged. Weg“ (8) | erste frei Begehung von Kurt Albert

Am dritten und vierten Tag verschlug es uns zu den Marientaler Wänden. Ein kleines, aber feines Gebiet mit extrem vielseitigen Routen. Egal ob lange, ausdauernde Klassiker, oder kurze und knackige Boulder-Routen, hier wurde jeder von uns fündig. Manchmal forderten die Routen auch ein bisschen Geduld, aber spätestens nach dem ein oder anderen „ jawoooi, jetzt hab ich’s!!“-Ruf war klar: Es hat sich ausgezahlt.

Die Fortschritte waren bei allen deutlich spürbar – nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf. Und das zählt mindestens genauso viel.

Helena in „Mata Hari“ (10-) an der Erinnerungswand

Natürlich kamen auch die Sicherungstechniken und Seiltricks nicht zu kurz. Ein paar Knoten, ein bisschen Haken-Kunde, kleine Fehler erkennen und besprechen – gehört alles dazu. Und das Beste: Niemand war sich zu schade, Fragen zu stellen oder sich helfen zu lassen. Das macht eine gute Gruppe aus. Dass der Spaß dabei nie zu kurz kam, versteht sich fast von selbst.

Camp-Vibes, Nudeln aus dem Topf, ein Kugerl Eis und ein großes Lächeln nach den Durchstiegen – ganz ehrlich: Was willst mehr?

Fazit?

Ein gelungener Team-Trip, der nicht nur die Unterarme gefordert, sondern auch die Gemeinschaft gestärkt hat. Ein Ausflug, bei dem man gemerkt hat, dass Klettern mehr ist als nur der nächste Schwierigkeitsgrad. Es geht ums Dranbleiben, ums Vertrauen – in die Sicherung, in die Gruppe, und manchmal auch in sich selbst.

Und auf die Frage:
„Gibt’s a Wiederholung?“
gibt’s eigentlich nur eine Antwort:
Na, sicha doch – wir kommen wieder!

Bilder: Bernadette Reiter und Tobi Ebner

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